Rezension des neuen Sachsen-Handbuchs
Das lang ersehnte Handbuch von Jürgen Herbst „Handbuch der Sächsischen Francomarken sowie deren Entwertungen“ ist in ersten Exemplaren ausgeliefert worden.
Seine Vorgänger waren:
Das „Sachsen-Handbuch“ von Heinz Göbeler im Jahre 1955 herausgegebene. Das zweite bisher erschienene „Die alte Sachsenpost“ von Horst Milde und Erich Schmidt beinhaltet den Wissensstand der Autoren von 1972. Das Stempelhandbuch „Sachsen-Brevier“ von Horst Milde, 1994.
Auf Quellenangaben wurde in allen Werken weitgehend verzichtet. Darüber hinaus existieren zahlreiche Veröffentlichungen zu Einzelthemen und -bereichen in Fachzeitschriften ebenso wie in Buchform. In den wenigsten Fällen sind konkrete Quellenangaben enthalten. Der für die Katalogisierung und Prüfung „maßgebliche Wissensstand“ beruht also auf Literaturangaben, die weit überwiegend nicht mit Quellen belegt sind. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass all diese Angaben falsch sein müssen. Sie bedurften und bedürfen aber der Verifizierung.
Die Herausgabe dieses neuen „Sachsen-Handbuchs“ rechtfertigt sich dadurch, das sein Inhalt deutlich über alle bisherigen Veröffentlichungen hinaus geht.
Diese sind:
• Verifizierung mit Angaben aus Originalquellen
• Korrektur falscher Angaben über Originalquellen oder entsprechende Belegstücke
• Neue Erkenntnisse aus Quellen oder vorhandenen Belegstücken
• Andere Schlussfolgerungen aus bekannten Tatsachen
• Auswertung systematischer Registrierung von Belegstücken und Daten
• Abbildung bedeutender Schlüsselstücke Illustration postgeschichtlicher Tatbestände
• Ein vollständiger Katalogteil mit Wertangaben basierend auf den heutigen Marktpreisen.
Im Schwerpunkt wurden folgende Originalquellen und vorhandene Literatur ausgewertet:
• Postakten im Sächsischen Staatsarchiv (Dresden und Leipzig)
• Die im Original vorhandenen Sächsischen Postverordnungen ab 1841
• Angaben im Handbuch von Kloss über die im Jahre 1882 für ihn noch vorhandenen Akten
• Angaben von Krötzsch über die in der Druckerei Hirschfeld von ihm vorgefundenen Druckstöcke, Entwürfe und Druckproben
• Sichtung von Original-Druckmaterial im Berliner Museum für Kommunikation
• Sichtung von sächsischen Essays und Probedrucken im Washingtoner Postmuseum der Smithonian Institution
Weiterhin wurde die in Bibliotheken vorhandene philatelistische Sekundärliteratur ausgewertet und auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft:
• Deutschsprachige Periodika seit 1870
• Deutschsprachige Monographien seit 1880
• Auktionskataloge
• Ausgewertete Fachliteratur zu naturwissenschaftlichen und technischen Grundlagen:
• Zeitgenössische (ab. ca. 1760) Literatur zur Drucktechnik und Papierherstellung
• Zeitgenössische und aktuelle Literatur zu den Druckfarben und ihrer Herstellung
• Aktuelle Veröffentlichungen zu naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden
Auswertung von Originalvorlagen und Scans:
• Die Beschreibung von unterschiedlichen Farben beruht ausschließlich auf Originalmarken und nicht auf gedruckten Abbildungen, damit Farbtreue gewährleistet ist.
• Abbildungen bedeutender und aussagekräftiger Stücke und Briefbelege:
• Das Ziel, die bedeutenden Stücke der Sachsenphilatelie möglichst vollständig abbilden zu können, wurde weitestgehend erreicht durch qualitativ hochwertige Scans aus „Großen Sammlungen“ und renommierten Auktionshäusern, die Erkenntnisse zu Drucktechnik und Druckbesonderheiten ermöglichten.
• Auswertung von Beleg-Archiven: des eigenen und das von bekannten Sammlern
Daraus ist ein 1- bändiges Lebens-Werk mit einem Seitenumfang von über 1000 Seiten entstanden. Sein Autor Jürgen Herbst ist ein in Philatelistenkreisen anerkannter Fachmann nicht nur für die sächsische Philatelie.
Das Handbuch beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Zeit seit der Vorbereitung und Ausgabe der ersten sächsischen Francomarke.
Der Offsetdruck des Buchs garantiert für die farbgetreue Wiedergabe und die perfekte Lesbarkeit der Einzelheiten jedes Briefes.
Das Format 170 x 240 mm lässt sich trotz der über 1000 Seiten perfekt handhaben.
Der Inhalt ist in die folgenden Hauptgliederungspunkte unterteilt:
• Francomarken
• Stempel und Entwertungsarten, Bearbeitungsvermerke
• Verwendungsmöglichkeiten und Taxbestimmungen
• Postbetrug, Fälschungen, Restaurierungen und ihre Erkennungsmöglichkeiten
• Katalogteil
Für wen ist das Buch empfehlenswert von außerordentlicher Wichtigkeit:
• Den Sammlungseinsteiger
• Den bereits fortgeschrittenen Sammler, der sein Wissen vertiefen muss
• Den Spezialsammler wie: Marken, Stempel, Taxen, den verschiedenen Postdienstleistungen
• Den Spezialisten, der seine Belege auf ihre Wertigkeit einschätzen will
• Allen Prüfern, nicht nur denen, die sich mit dem Gebiet Sachsen beschäftigen
• Allen, die sich mit Philatelie-Handel ihr Auskommen verdienen
Ich gratuliere dem Autor Jürgen Herbst persönlich als Sachsen-Sammler zu diesem gelungenen Werk und auch im Namen aller Vorstandmitglieder der Forschungsgemeinschaft-Sachsen e.V.
Arnim Knapp
München, den 17. August 2022
Beschaffungsmöglichkeit über den Autor: herbst.juergen(at)web.de Preis: 280 € zzgl. Versandkosten (Inland 8,20€)
Anmerkung der Redaktion: DIe Rezension stammt von Herrn Arnim Knapp, Mitglied der ArGe Thurn und Taxis und der Forschungsgemeinschaft Sachsen e.V. - veröffentlicht in den Mitteilungen Ausgabe - 142 März 2023
Detlev Albrecht: Handbuch zum Postdienst des Fürstenhauses Thurn und Taxis in Rheinhessen (1852–1867)
Zwar stellt dieses bemerkenswerte Buch primär den Postdienst von Thurn und Taxis in Rheinhessen dar, doch betrachtet es der Autor als gleichzeitig repräsentativ für alle Gebiete des Fürstenhauses in Kreuzerwährung.
Um dies dem Leser näher zu bringen, behandelt er – aufbauend und ausgehend von der eigenen Sammlung, die nach seiner Meinung als „Rheinhessen-Sammlung“ keine zweite vergleichbare kennt, im ersten Teil die Brief- und Fahrpost im Postbezirk und Postverein, im zweiten präsentiert er dann in großer Fülle Sendungen aus Rheinhessen in das sog. Postvereinsausland, also (teils sehr seltene) Destinationen und Frankaturen.
Der Verfasser erhebt dabei nicht den Anspruch, eine wissenschaftliche Abhandlung darzustellen, vielmehr geht es ihm darum, tarifliche und ordnungspolitische Zusammenhänge der Post in jener Zeit verständlich zu erläutern und damit eine Lücke zu schließen, da zu diesem Thema und mit Bezug auf dem von ihm gewählten Raum bislang noch keine deutschprachige Publikation existiert.
Das gelingt ihm hervorragend, so dass dieses Buch weit mehr ist als die Katalogisierung der Sammlung des Autors. Es bietet gleichzeitig eine leicht verständliche Einführung in ein durchaus komplexes Sammelgebiet und macht sicherlich so manchen Appetit auf mehr, vielleicht gar selbst mit einer solchen Sammlung zu beginnen.
Format DIN A5, 197 Seiten, zahlr. Farbabb., Hardcover, Kaiserslautern 2015, VP: 49,90 Euro. Das Buch ist über das Internet zu beziehen bei: https://www.epubli.de/shop/buch/48241
Anmerkung der Redaktion: Die Rezension stammt von Herrn Wolgang Maaßen, Redaktion philatelie